Rennrodlerin Merle Malou Fräbel in der Bahn von St. Moritz bei den Olympischen Jugendspielen Lausanne 2020

Deutsche Rennrodlerinnen feiern emotionalen Doppelsieg in St. Moritz

19.01.2020 | www.lausanne2020.sport

Am Ende eines dramatischen Wettbewerbs im Rennrodeln der Damen (Einzel) lag Goldmedaillengewinnerin Merle Malou Fräbel erst überglücklich in den Armen ihrer Eltern, um danach ihren Erfolg ausgiebig zu feiern.

«Meine Eltern haben mir nur gesagt, dass sie sich riesig für mich freuen und dass sie mich lieben», so die junge Athletin aus Deutschland. Dass die Emotionen der Freude an der historischen Bobbahn von St. Moritz überschäumten, war mehr als verständlich. Im zweiten Wertungsdurchgang setzte sich Fräbel gegen ihre Landsfrau Jessica Doreen Degenhardt durch und erzielte mit 1:49:687 Minuten die Gesamtbestzeit an diesem Vormittag. Im historischen Eiskanal erreichte sie dabei eine Spitzengeschwindigkeit von 126,9 km/h. Degenhardt lag am Ende 0,208 Sekunden hinter ihrer Teamkollegin. Die Bronzemedaille ging an die Russin Diana Loginova in 1:49:966 Minuten.

«Es ist unglaublich», so Fräbel nach ihrem Erfolg. «Zwar hatte ich schon in den Trainingsläufen ein gutes Gefühl, was den Wettkampf betrifft, doch hier am Ende zusammen mit Jessica auf dem Podium zu stehen, ist einfach grossartig.» Jessica Doreen Degenhardt war mit ihrer Silbermedaille ebenfalls zufrieden. Die 17-Jährige hat viel investiert, um an den Olympischen Jugend-Winterspielen Lausanne 2020 teilnehmen zu können. «Neben der Schule trainiere ich ein- bis zweimal pro Tag», so die Zweitplatzierte. «Nachmittags steht dann wieder Lernen auf dem Programm. Da ich auf die Sportschule gehe, lässt sich alles gut miteinander vereinbaren. Ausserdem erhalte ich viel Unterstützung – von Lehrern und Freunden und natürlich von meiner Familie.»

«Ich liebe den Druck und das Gefühl, auf dem Schlitten den Eiskanal hinunterzufahren. Ganz geschmeidig fühlt sich das an. Warum ich es so mag, weiss ich gar nicht. Vielleicht, weil es wie Fliegen ist». Doch für Degenhardt bleibt keine Zeit zum Ausruhen: Nach dem Gewinn ihrer Silbermedaille galt ihre ganze Konzentration bereits dem nächsten Wettbewerb: Am Samstag geht sie zusammen mit ihrer deutschen Teamkameradin Vanessa Schneider im Doppelsitzer der Damen an den Start.

«Ich möchte auch morgen eine Medaille holen. Das wäre etwas ganz Besonderes, da der Doppelsitzer der Damen zum allerersten Mal überhaupt im Olympiaprogramm steht. Ich möchte Geschichte schreiben. Heute habe ich bereits meine eigene Geschichte geschrieben, doch ein Erfolg morgen wäre noch viel grösser.»

Den beeindruckenden deutschen Doppelsieg verfolgte eine Ikone des Rennrodelns live vor Ort: Tatjana Hüfner, Goldmedaillengewinnerin bei den Olympischen Winterspielen Vancouver 2010, liess es sich nicht nehmen, ihre potenziellen Nachfolgerinnen anzufeuern.

«Deutschland hat ein sehr starkes Team», so Hüfner über den Erfolg von Fräbel und Degenhardt. «Bei einer derart starken Konkurrenz ist jedes einzelne Training wie ein Wettkampf. Daher wissen die Athletinnen auch mit dem Druck umzugehen. Das macht Deutschland im Rennrodeln meiner Meinung nach so stark.»